BRIEF #1 VON FLORIAN / LETTER #1 FROM FLORIAN

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Wherefore? And why? Blind obedience; taught to consume: Thoughts about prison – out of prison

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When I talk about a society without prisons, people ask me if I’m nuts. I hereby state, of sound mind: I’m not nuts! I reject holding any living being in a cage – or the existence of state, which hurts humans, animals and plants, and the earth they inhabit. What they can’t control for their purpose, has to be erased, re-educated, imprisoned. Each Life, which grows without following their will, has to be cut, felled, killed.

My mail is under surveillance. Talks with friends and phone-calls I’m only allowed in the presence of a guard, my cell is searched on a random basis. I’m sure, they’re not doing this because they hope that thoughts i can’t vocalize or write, will vanish. I think, especially with anarchists, their aim is that we lose ourselves.

I consider prisons and the everyday-life there as an architectural bureaucratic expression of their fear. Fear of a social society, in which they would lose their privilege to outrank others, to rule them, to use them, and therefore be equal. They try to teach us their economical state loyalty and to communicate it to us here in prison. They try to suck us dry mentally by isolation and physically by bad and defective diet and restricted space of movement. Then they allow us to fill the growing emptiness with buy able items. Their doctrine of obedience contains a forced will to consume. ‘Privileges’ like talk circles, sport groups etc., one has to earn. Who behaves “not conspicuous” has the possibility to participate in these activities. The house rules say: Contempt will be punished by exclusion from the free time activities and/or other penalties.

We get back parts of our stolen freedom, e.g. the freedom to exercise, in exchange for suffering their authority and power, but only if we resign our freedom to resist.

The result they hope to achieve is that the human beings are not questioning the prisons self-constructed right, authority and power, and the blind acceptance of those. Alone the knowledge of the existence of prisons has this anti-revolutionary effect. They keep on calling this social rehabilitation and prevention.

These are my impressions from the prison in Köln-Ossendorf. This goes out to all:

Don’t let them scare you! Your hate for those in power and your love for utopia shall push you forward! Prisons are no solution – they are part of the problem!
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Wieso? Weshalb? Warum? Blinder Gehorsam; Konditionierung zum Konsum: Gedanken aus dem Knast über den Knast.

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Wenn ich von einer Gesellschaft ohne Knäste spreche, fragen [mich] viele, ob ich eine Meise habe. Ich stelle hiermit, im Vollbesitz meiner geistigen Kräfte klar: Ich habe keine Meise. Ich halte nichts davon ein Lebewesen, auch keine Meise, in einem Käfig zu halten und auch nichts von Staaten, die sich Mensch, Tier, Pilz und Pflanze; ihre Stimmen, Standorte, ihr Fleisch, ihr komplettes Sein zu Eigen machen. Was sie nicht draußen für ihre Zwecke kontrollieren [können], muss beseitigt, umerzogen, eingesperrt werden. Leben, das nicht in ihrem Sinne wächst, muss geschnitten, gefällt, getötet werden.

Meine Post unterliegt der Postkontrolle. Gespräche mit Freund*innen, die mich von draußen besuchen, und Telefonate darf ich nur im Beisein von Beamten führen, meine Zelle wird stichprobenartig durchsucht. Ich bin davon überzeugt, sie tun dies nicht zuletzt, weil sie hoffen, Gedanken, die ich nicht aufschreibe oder ausspreche verlieren sich. Ich denke, gerade bei Anarchist*innen ist [es] ihr Ziel, das wir uns selbst verlieren.

Ich halte Knäste und den Knast-Alltag für einen architektonischen und bürokratischen Ausdruck ihrer Angst. Angst vor einer sozialen Gesellschaft, in der sie ihr Privileg über Anderen zu stehen, sie zu instrumentalisieren, über sie zu herrschen, verlieren und somit gleich sind.

Sie versuchen uns ihre ökonomischen Staatstreue [zu] lehren [und] hier in Gefangenschaft zu vermitteln. Sie zehren uns geistig mit Isolation und körperlich mit schlechter oder wenig Nahrung und sehr stark begrenztem Bewegungsspielraum aus. Dann lassen sie uns die wachsende Leere mit für Geld erhältliche Artikeln füllen. Ihre Lehre vom Gehorsam beinhaltet die Konditionierung auf Konsum. Annehmlichkeiten wie Gesprächsrunden, Sportgruppen, etc. müssen beantragt werden, wer „nicht auffällig“ sich verhält, hat Chancen an diesen Aktivitäten Teil zu nehmen. In der Hausordnung steht: Zuwiderhandlung wird mit Ausschluss von den Freizeitmaßnahmen und/oder Disziplinarmaßnahmen geahndet.

Wir bekommen einen Teil unserer von ihnen gestohlenen Freizeit z.B. auf Bewegung für das Erdulden ihrer Autorität und Herrschaft wieder, wenn wir auf die Freiheit Widerstand zu leisten verzichten.

Diese Art der Selektion hat im schlimmsten (für sie besten) Fall das traurige Resultat, das der Mensch, ihr selbst verliehenes Recht auf Autorität und Herrschaft, nicht mehr in Frage stellt oder [aber] anerkennt. Einzig das Wissen darüber, das es Knäste gibt, hat oft diesen antirevolutionären Effekt. Sie nennen das weiterhin soziale Rehabilitation und Prävention.

Das sind meine Eindrücke aus der JVA Köln Ossendorf. Das geht an alle:

Lasst euch nicht ängstigen! Euer Hass auf die Herrschenden und eure Liebe zur Utopie sollen euch antreiben! Knäste sind nicht die Lösung, sondern Teil des Problems!

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