Texte die im Zusammenhang mit den ‘Antiautoritären Tagen gegen die Knastgesellschaft’ veröffentlicht wurden

plakat-aat-fin2-364x1024

(gefunden auf: solidaritaetswerkstatt.noblogs.org)

 

Texte die im Kontext der Tage veröffentlicht wurden und/oder als Vorbereitung gelesen werden können.(Den Text findet ihr immer auch als PDF unter dem jeweiligen Text oder hier am Anfang einmal als Sammlung…)

Die Texte als PDF:

offener-Brief.pdf

Grußwort-Iceman.pdf

Thomas-zu-den-AATGDK.pdf

ein-versprechen…pdf

Der-charakter-der…pdf

Offener Brief zur Gefangenengewerkschaft und der Frage der Organisierung

hans-joachim gruschka, ludwigstrasse 1, 20357
hamburg den 08.2015

oliver rast
c/o
haus der demokratie & menschenrechte
greifswalder strasse 4
10405 berlin

hallo oliver,
eine bemerkung zu deinem text: „das solidarische band, drinnen und draußen enger knüpfen“.

als „ehemaliger“ und organisiert und unorganisiert und in der haft als teil des widerstandes und immer mal wieder aktiv beteiligter im kampf gegen knast, staat, religion für befreiung von ausbeutung und unterdrückung und autonomie definierte, aber ohne das in jeden fall immer vor mir her zu tragen und auf ende der 70-ziger bis anfang der 80-ziger auf brd/hamburg und „santa fu“ (knast hh fuhlsbüttel II) und „uha“ (untersuchungshaftanstalt hh) bezogen, ein wort.

wir hatten damals über die „gsi“ („gefangenenselbstinitiative“): unter beteiligung von rote und schwarze und rot-schwarze hilfe, ex-gefangenen, freunden und anderen) drinnen und draußen eine diskussion und praxis der gegenseitigen hilfe auf den weg gebracht. unmittelbar entstanden aus der geschichte des widerstandes drinnen und draußen, in den knästen und gegen sie: knast als höchster ausdruck der staatlichen arroganz: 24 stunden gewalt an „leib und leben“ (denke an „fasces“), aber z.b. auch in erinnerung an mehrere „dachbesteigungen“ in „santa fu“ (II) und andere aktivitäten in den 70-zigern (kirchenbesetzung, angriffe auf schließer und andere menschenschinder, sabotage, arbeits-verweigerungen, militanz schlechthin etc pp), sich unmittelbar noch gegen das alte zuchthaus-regiem richtend. unter dem motto: gemeinsam bist du halt stärker und haste dabei noch spaß. wir waren immer dicht an der diskussionen und praxis der menschen draußen dran, die mit ähnlichen ziele befasst, für eine andere, für eine solidarische gesellschaft / gemeinschaft auf der basis der radikalen bedürfnisse eintraten. mit denjenigen, die teil des kampfen waren, die sich nicht mit der täglich ( un-)mittelbar erfahrenen unerträglichkeit der verhältnisse drinnen und draußen abfinden wollten, sie (möglichst) umgehend und (möglichst) radikal geändert haben wollten.

wir wußten aber auch, dass nicht alles umgehend und sofort auf den weg zu bringen ist. manches mal waren umwege notwendig. die wahl der mittel stand oft auf den prüfstein. und mit dem tempo war auch nicht alles locker. stichwort: geduld als rev. disziplin. d.h. z.b. das justizielle instrumentarium, sich dessen zu bedienen war genauso angesagt, wie z.b. eine pedition der hh bürgerschaft vorzulegen, zur abschaffung der knäste (!) hatten damals rund 330 mitgefangene (von ca. 600 in fu II) unterschrieben. unsere diskussion bezogen sich auf die des frankfurter gefangenen rat, auf die mit peter s. („blatt“ & „magna charta“) und nicht zuletzt auf den beitrag von ulrike m. und div. einzel personen, waren sie alle in unseren diskussionen und bei unseren aktivitäten hilfreich und als zwischenschritt sollte der bekannte, von uns überarbeitete und erweiterte text / katalog mit mindestforderungen umgesetzt werden um die kampfbedingungen zu verbessern: die selbstorganisierung, freie arztwahl, abschaffung der (über-)ausbeutung und eine angemessene entlohnung / sozial- und rentenversicherung, beendigung der zensur, der iso-stationen und sonstigen spezialzellen / „bunker“: fälschlicher weise „beruhigungszellen“ genannt, rückbau der hochsicherheits trakte („hst“) etc.

in dieser zeit gabs auch gespräche mit ig medien wegen einer zusammenarbeit über die gründung einer gefangenen-gewerkschaft, bzw. punkto aufnahme als mitglieder. ihre antwort damals: kein interesse. eine „freie“ gewerkschaft gründen, ohne eine hilfe, begleitung von aussen, konnten wir uns damals nicht vorstellen.

wir hatten es als perspektivlos eingeschätzt uns in abgrenzung und über trennung zu definieren, sondern über den gemeinsamen kampf gegen ausbeutung und unterdrückung usw. und waren für alle offen, die sich in diesen kampf aktiv einbrachten: wenn sich z.b. der ex-zuhälter darin aktiv wiederfand, war er selbstverständlich einer von uns. jedem war ein prozess der radikalen veränderung zugestanden, wenn gewollt und daran gemeinsam gearbeitet wurde. und natürlich stand die tür auch immer für (ex-)ml-ler, libertäre, revoltierende, für all diejenigen offen, die einen anderen weg gehen wollten: autoritäre dogmatiker, objektivisten und
zwangscharaktere, strukturalisten und netzwerker, die emanzipations-theosophen mit ihren religiös / mystisch anmutenden (partei-)programmen standen nicht im vordergrund. sie blieben meist rechts liegen und ohne deswegen gleich als naiv und sozialromantisch zu gelten, aber unangepaßte und grenzüberschreitende, ausgegrenzte, nein-sager, stammler, diejenigen, die die (gesellschaftliche) normalität in frage stellten und ausserhalb davon leben wollten, die gegen den strom schwammen, die offensiv-kritischen und verweigerer, die liederlichen und großzügigen, die träumer und diejenigen, die für ihre ideale eintraten, waren uns näher.

konkret auf die, über die jahre immer präsente diskussion um „zusammenlegung“ („zl“) und „normalvollzug“ („nvz“) bezogen: für mich kam keine „zl“ in frage: jahre „freiwillig“ im „hst“ verbringen wollte ich nicht, sondern immer den/die anderen erreichen. das war mir wichtig. ab feb. 81-zig fand ein bundesweiter „hs“ statt. In hamburg beteiligten sich zwei inhaftierte: sigurd d. und selbst. zusammen mit rund 300 anderen gefangene, einschließlich „2. juni“ und „raf“, alle mit jeweils eigenen zielen oder aus gründen der solidarität: für die „zl“ der gefangenen aus der raf und die freilassung der haftunfähigen oder anderes. konkret-praktisch wurde meines wissens an dem punkt nichts erreicht, ausser kritisch-aufklärerisch tätig geworden zu sein und das diese gemeinsame aktion – draußen durch zahlreiche soli-aktivitäten begleitet – vom staat-/justiz- und knastapparat sofort und über die zu dem zeitpunkt weitgehend gleichgeschalteten medien tranzportiert, als „ein angriff auf den staat“ denunziert war. o-ton eines sprechers der hh justiz und medizinischer referent dr. mendel-friedland. es wurde ein altes / neues staatsschutz-programm aufgelegt. nach „innen“ mit div. zusätzlichen schikanen: z.b. zwangsverlegung, iso im iso, fesselung, rollkommandos, anwendung unmittelbaer gewalt, einzel hofgang und zwangsernährung. der „hs“ endete mit dem tot von sigurd d. sein tot ist bis heute unaufgeklärt. der staatsschutz lief zur höchstform auf: was zu dem zeitpunkt vermutet war, sollte sich später bestätigen und noch folgen haben: alle beteiligten an dem „hs“ galten nicht nur des terrorismus verdächtig, sondern sie waren damit „te“.

das (knast-)system war von uns einer harten kritik unterworfen und hatte sein mörderisches gesicht gezeigt, aber auch seine leere und banalität. trotzdem war dieser schritt, wie viele andere richtig und notwendig. mal abgesehen davon: jeder schritt nach vorne ist ohne hin unumkehrbar.

gruß
h.

offener-Brief.pdf

Grußwort von Manfred Peter

Ein Grußwort an alle Kameraden und Genoss*innen, die als Aktivist*innen die Stimme gegen die Repression und deren Verursacher erheben!

Freund*innen, ich stelle fest und bemerke, dass eure Solidarität für uns Insassen und Gefangenen des deutschen Staates unverzichtbar ist. Ohne Euch wären wir allen Mätzchen der Schergen gnadenlos ausgeliefert.

Jedoch stelle ich fest, dass das Einwirken des Staates auf die Insassen zu einer Entsolidarisierung untereinander führt. An diesen Punkt sind wir alle hoffnungslos auf verlorenen Posten. Von den Meisten ist nicht einmal zu erwarten, dass sie sich mit den Gefangenen in Unrechtsregimen auf diesem Planeten solidarisch fühlen, geschweige denn untereinander in BRD-Knästen und Psychiatrien!!

Wie soll man dann Optionen entwickeln, die für alle nützlich wären – sich jedoch niemand verantwortlich für seine Kolleg*innen im Vollzug fühlt?

Es ist mitunter depremierend und äußerst destruktiv wie wenige Leute in der „Kiste“ bereit sind, sich für Gemeinschaftsinteressen einzusetzen.

Darum bitte ich Euch draußen, bleibt auf unserer Seite und wir (wenigen) Insassen, die in Solidarität der gesamten Szene der Anti-KnastaktivistInnen zu schätzen und würdigen wissen, werden euch eure Hilfe niemals vergessen.

In diesem Sinne setzt setzen wir unsere Arbeit gegen die staatliche Repressionen und Schikanen fort

und ich verbleibe mit revolutionären Grüßen an alle Aktivist*innen weltweit

– Der Kampf geht weiter –

Iceman

Manfred Peter
Marsbruchstr. 179
44287 Dortmund
Station 18/3

Grußwort-Iceman.pdf

„Anti-Knast-Tage“ im Oktober in Hamburg
-Ein Textbeitrag von Thomas Meyer-Falk (16.09.2015)

Anti-Knast-Bewegung in der Krise und doch so stark wie selten zuvor?

Würde eine Anti-Knast-Bewegung daran gemessen, wie nah das Ideal einer Gesellschaft ohne Knäste gerückt ist, und wie viel eine solche Bewegung dazu beigetragen hat, das Ergebnis wäre sicherlich recht ernüchternd; und auch wenn wir die strukturelle, wie personelle Stärke des Jahres 2015, mit der in den 70ern vergleichen, könnte man in der Tat von einer Art „Krise“ sprechen.

Nun erlebe ich selbst die Knastsituation und Entwicklung hautnah seit rund 20 Jahren aus Gefangenensicht; jedoch nach meiner WAhrnehmung hat sich in diesen zwei Jahrzehnten die Anti-Knast-Bewegung konsolidiert und erstarkt zusehends, ohne allerdings, zugegebenermaßen, strukturell betrachtet substantielle Fortschritte, hin zu einer Gesellschaft ohne Gefängnisse erreicht zu haben.

Aber ist dies Grund genug zu resignieren? Ich denke nein. Wir leben in einer Zeit, in der Gefängnisse zusehends „als eine Art Sozialstaubsauger“ (Loic Waquant) dienen, der „den menschlichen Abfall der derzeitigen ökonomischen Transformationen beseitigt“ (a.a.O., Bestrafen der Armen, S. 278).

Neben der allgemein-politischen Anti-Knast-Arbeit, leisten all die Akteur*innen darüber hinaus eine in ihrer Bedeutung nich groß genug einzuschätzende konkrete Einzelfallarbeit. Ob es um (ungeklärte) Todesfälle, die Mißhandlung von Gefangenen, und viele, oftmals recht kleinteilige Schikanen in Haftanstalten geht, ohne die solidarische Unterstützung, durch jene Aktivist*innen. Die radikale Kritik an einem Knastsystem üben, stünden all jene, die hinter Gittern zu leben gezwungen sind, ziemlich alleine da!

In Ansätzen gibt es auch schon eine internationale Vernetzung von Inhaftierten, primär in (West-)Europa, sporadisch jedoch auch darüber hinaus.

Selbstverständlich ist eine kampfstärkere Bewegung zu wünschen – aber ich halte es für wichtig auch auf das zu schauen was schon ist, und nicht überwiegend auf das was (noch) „nicht-ist“.

Herzliche, lebendige und kämpferische Grüße aus dem Süden!

Thomas Meyer-Falk

z.Zt. JVA Freiburg

http://freedomforthomas.wordpress.com

Thomas-zu-den-AATGDK.pdf

Ein Versprechen namens Freiheit !

Vor wenigen Wochen erklärte die deutsche Bundeskanzlerin Merkel, Deutschland sei ein freundliches Land, das Menschen willkommen heiße, welche vor Kriegen und politischer Verfolgung flüchteten. Kaum ausgesprochen, reagiert die ganz große Koalition aus CDU, SPD und – wie sollte es anders sein – den Grünen, angesichts des Umstandes, dass viele tausende Menschen dieses Kanzlerinnenwort für bare Münze nahmen und kamen, mit einem Gesetzes- und Maßnahmenpaket, welches die wohl schärfste Einschränkung elementarster Menschenrechte für Flüchtlinge seit dem Jahr 1993 – seinerseits wurde faktisch das Asylrecht in der BRD abgeschafft –  darstellt.

Was meint Freiheit ?

In einer idealtypischen Vorstellung ist dort Freiheit existent, wo unser Leben keiner Rechtfertigung durch Erfolg oder irgend etwas sonst benötigt, dort wo der Mensch keiner Macht außerhalb seiner selbst unterworfen ist. Einerseits sprechen wir also von der ‘Freiheit von’ etwas; andererseits ist die ‘Freiheit zu’ etwas fast schon wichtiger. Die Freiheit zu leben, in Beziehung zu und mit anderen Menschen, ohne manipuliert zu werden, ohne einen unterdrückerischen Apparat fürchten zu müssen, spontan, glücklich; sicherlich nicht immer, das Leben wird niemals ein Ponyhof sein, aber zu einer positiven Freiheit ist der Mensch geboren und sucht sie ein Leben lang.

Die Freiheit ist das Verbrechen!

Jetzt wo hunderttausende Menschen nach Europa wollen, aus nacktem Überlebensantrieb, aus Furcht vor Verfolgung, Folterungen, Diskriminierungen, wirtschaftlich völlig desolaten Lebensbedingungen, erweist sich jene ‘Freiheit’ von der die etablierten PolitikerInnen Europas, zu förderst Deutschlands zu sprechen pflegen, als ‘ das Verbrechen, das alle Verbrechen enthält’ (‘Ein Verbrechen namens Freiheit’, OS Cangaceiros).

Die die kommen um hier Freiheit zu finden, sie sollen nach dem Willen von CDU/SPD/GRÜNEN wahlweise als möglichst günstige Arbeitskräfte für den deutschen Arbeitsmarkt herhalten ( und damit soll und wird auch Druck auf die übrigen ArbeiterInnen ausgeübt, Lohnverzicht zu üben), oder möglichst rasch wieder aus dem Land geworfen werden. Die Parteien nutzen die Gunst der Stunde, längst gefasste Pläne zur noch repressiveren Ausgestaltung des Ausländer- und Flüchtlingsrechte in Eilverfahren durch zu peitschen.

Flüchtlinge die aus anderen EU-Staaten kommend hier einreisen, sie sollen künftig nur noch Verpflegung und ein Rückreiseticket ( in das EU-Land aus welchem die Einreise erfolgte ) erhalten. Keinerlei sonstige Unterstützung: Kein Platz zum Schlafen, keine ärztliche Versorgung, kein reguläres Asylverfahren.

Mal wieder erweisen sich die GRÜNEN als Vollstrecker, wenn – vielleicht – auch nicht als die eigentlichen Initiatoren dieser Entwicklung; angesichts deren Regierungsbeteiligung in neun Bundesländern, kann nur mit ihrer Zustimmung , die sie längst signalisiert haben, die Verschärfung Gesetz werden.

Europa – ein großes Gefängnis

An den EU-Außengrenzen werden Zäune installiert, im Mittelmeer sind Kriegsschiffe im Einsatz – noch lassen die Regierungen nicht scharf auf die Flüchtlinge schießen, aber es wird der Boden geschaffen und bereitet für – man kann es nicht anders sagen – Gemetzel in den Grenzregionen. In Ansätzen zeigte die ungarische Maschinerie in den vergangenen Tagen schon, was künftig zu erwarten sein wird. Menschelnd biedern sich SPD-Gabriel und CDU-Merkel bei und mit BILD ( ‘Wir helfen’ ) an, zeigen ihre scheinbar menschlich-herzliche Seite,während sie doch zur selben Zeit an der Umsetzung der Pläne für ein Grenzregime arbeiten,welches verblüffend an die ehemalige DDR-Grenze erinnert, nur dass es jetzt darum gehen soll, jeden zu ‘neutralisieren’ der einreisen möchte.

Alles ist möglich!

Wer heutzutage revolutionäre Ansprüche erhebt, gilt rasch als Träumer, als jemand der die Zeichen der Zeit nicht erkannt hat; ich bin überzeugt: das Gegenteil ist richtig. Die globalen Krisenherde verschieben sich, die (westlichen) Regierungen rüsten auf und grenzen sich ab. Warum sollten sie das tun, wenn sie nicht revolutionäre Strömungen am Horizont erkennen würden!?
Die tagtäglich zu tausenden eintreffenden Flüchtlinge geben bildhaft Zeugnis von den Schrecken dieser Welt, fernab unser durch relativen Wohlstand verweichlichten Konsumgesellschaft, in der die Wahl des ‘Coffe-to-go’ (mit/ohne Zucker/Süßstoff und so weiter) vielen wichtiger erscheint, als das Sterben auf dem Mittelmeer.
So kommt es zu einer existenziellen Erschütterung der vertrauten Welt, denn plötzlich ist es nicht mehr die ‘Tagesschau’ um 20 Uhr, die uns Bilder von Verfolgten in die Wohnstuben sendet, sondern es reicht ein Gang vor die eigene Haustüre.
So ist es an uns, jenen, die hinter der starren Maske des scheinbar mitfühlenden Lächelns, und der geheuchelten Empathie für die Verfolgten dieser Erde, daran arbeiten in den Krieg zu ziehen gegen eben jene Verfolgte, etwas entgegen zu setzen. Aber nicht als bloße Reaktion, sondern als gesellschaftliche Alternative; denn eine Bewegung die sich lediglich in Reaktionen verliert, stabilisiert das System, anstatt es zu überwinden.

Thomas Meyer-Falk, c/o JVA (SV-Abt.)
Hermann-Herder-Str.8, 79104 Freiburg
https://freedomforthomas.wordpress.com

ein-versprechen…pdf

Der Charakter der Strafe entlarvt sich in der Architektur

Über individuelle Verantwortung, Knastbau und Justizzentrum – Der Traum der Resozialisierung durch Einsperrung ist seit langem überholt. Dennoch ist die Resozialisierung das Ideal, das ihre Architektur und alles, was in den Knästen mit den Gefangenen geschieht, rechtfertigt. Der Sinn der Strafe durch Einsperrung, aber auch ihr Ziel, hat sich über die Jahre verändert. Heute dient die Strafe der Isolierung und Trennung unruhestiftender Elemente von den funktionsfähigen Elementen der Gesellschaft, um eine Infektion zu verhindern.

Eine Infektion der „gesunden“ Teile der Gesellschaft, die in Zeiten zunehmender Zuspitzung sozialer Konflikte und Widersprüche, der Verschärfung der Lebensbedingungen großer Teile und dem Auflösen des Sozialstaates, aber auch den sich häufenden internationalen Kriegen und Aufständen, akuter wird. Eine Infektion, die durch Kommunikation im weitesten Sinne geschieht, also durch Beispiele (Taten) und deren inspirierende Wirkung auf andere, aber auch durch direkteren Austausch über die Möglichkeiten sein Überleben außerhalb der legalen Ökonomie und der Abhängigkeit von Lohnarbeit zu gewährleisten. Einsperrung soll also ruhigstellen, abschrecken, sozial isolieren, Feinde gesellschaftlicher Interessen konstruieren, Sündenböcke für gesellschaftliche Missstände bieten, Probleme und Konflikte hinter Mauern verstecken, also im großen und ganzen diese jetzt existierenden (Eigentums-)Verhältnisse schützen.
Knast wird immer mehr zu einer produzierenden Industrie, innerhalb der die Arbeiter, also die Gefangenen, zu Sklaven mit den irrwitzigsten Hungerlöhnen werden und den involvierten Unternehmen billigste Arbeit anbieten (und das nicht freiwillig). So wird eine Arbeitnehmerschaft (Ausgebeutete) garantiert, die keine Rechte hat, gezwungen ist zu arbeiten und nicht aufbegehrt. Dazu gewinnen die Landesjustizkassen immense Summen durch die Verwaltung des Kapitals, das sich durch die Knastarbeit und die Existenz von Knästen anhäuft.

„Die Gefangenen sollen Verantwortung übernehmen und ihre Selbstbestimmung erlernen. Ihnen soll eine Struktur gegeben werden, damit sie sich als verantwortliche Elemente in die gesellschaftlichen Prozesse einordnen können“, so lautet einer der zynischsten Witze derer, die das Knastsystem verteidigen und verbessern wollen. Der Alltag im Knast, neben der Unfreiwilligkeit der Inhaftierung und Einsperrung (zumindest bei denen, die nicht reuig sind), ist geprägt von der absoluten Fremdbestimmung und der Willkür der Schließer (die Drecksäcke also, die den Schlüssel mit diesem metallischen Klang im Schloss umdrehen). Minutiös ist der Ablauf für die einzelnen Gefangenen geplant, vom Aufstehen bis zum Abschalten des Stroms. Die Wege, die man gehen kann bzw. muss, die bürokratischen Wege, die man gehen muss, um beispielsweise Sport zu machen, der Zeitpunkt des Essens, Aufschluss und Einschluss, der Kontakt zu anderen Inhaftierten, die Post, der Besuch, die Aktivitäten von denen, die vom Knast angeboten werden bis zu den eigenen, werden kontrolliert, zurechtgestutzt, limitiert und zeitlich festgelegt. Die alleinige Aufteilung des Raums (Trennen der Räume durch Mauern und Türen, durch die man nur mit Erlaubnis kommt), reicht nicht aus, um das Ziel der Strafe zu erreichen, also führt der Staat totalitäre Zeitpläne ein. Deine eigene Zeit liegt also nicht in deinen eigenen Hände. (Siehst du Parallelen zum Alltag? Zur Schule? Zum Amt?)

Um den Witz eingangs nochmal aufzugreifen: Wer ihm glauben schenkt, hat eine sehr eigenartige Vorstellung von Selbstbestimmung und Verantwortung. Die Gefangenen sollen lernen, eine Rolle, eine Arbeit zu übernehmen und ihr gewissenhaft, soll heißen ohne Beanstandung nachzukommen, Chef und Staat Profit und Steuern zu garantieren, sich selbst zu unterhalten, um nicht auf „böse“ Ideen zu kommen. Der Gefangene soll lernen, wie alle anderen auch, sich zu unterwerfen. Er soll dadurch diszipliniert, dressiert und gehörig gemacht werden. Die dafür eingesetzten Techniken, wie die Vereinzelung, Überwachung und Disziplinierung schlagen sich auch in der geplanten Raumaufteilung nieder, der Architektur des Gefängnisses.

Das Gefängnis repräsentiert nach außen, wer die Macht hat, zu verurteilen und einzusperren, wer die Regeln macht. Nach innen wird den einzelnen Individuen ein Bereich zugeteilt, der den Kriterien der Kontrolle, Bestrafung und Dressur entspricht. Diese architektonische Einteilung ermöglicht eine permanente Überwachung, produziert das Gefühl, ständig gesehen zu werden. Dieses ständig-gesehen-werden ist aber nur scheinbar und nicht notwendig, weil die bauliche Anlage selbst, ein Machtverhältnis verkörpert, durch das der Gefangene zu einer sich selbst-disziplinierenden Marionette gemacht werden soll. Diese architektonische Zu- und Anordnung von Raumeinheiten verbunden mit den Techniken der Kontrolle, Einsperrung, Isolierung und Erfassung lässt sich auf die verschiedensten gesellschaftlichen Bereiche übertragen. Die Architektur der Knäste ermöglicht immer weniger Personen Macht über immer mehr Personen auszuüben und auf diese Weise eine Aufgabe oder ein Verhalten aufzuzwingen.

Strafe richtet sich aber nicht nur gegen den Körper, sondern auch gegen den Geist, denn die Strafe will ein Umdenken des Bestraften erzwingen, seine Identität brechen, um ihn dann „gebessert“, also angepasst, wieder zu entlassen. Der Gefangene ist in deutschen Knästen je nach Knast und Situation bis zu 23 Stunden in einer Zelle von acht Quadratmetern eingesperrt, so soll er genügend Zeit finden, sich mit sich selbst und seinen Handlungen auseinanderzusetzen. Und der Tag hat 24 Stunden. Alle Erinnerungen, die man im Leben doch so gerne hat, spielen sich innerhalb dieser vier Wände ab, die völlige Abstumpfung ohne Sinnlichkeit. Durch die Einführung von Privilegien und die Möglichkeit ihres Entzugs oder Ausschluss von diesen, wurde gleichzeitig auch ein System zur weiteren Konditionierung eingeführt, so wird gutes Verhalten, wie Arbeiten, Übernahme von Knast-erhaltenden Pflichten, Kooperation wie Verrat und Wegsehen bei Missbrauch belohnt und schlechtes Verhalten, wie Widerstand, Rebellion, Verweigerung, Beanspruchen von (Menschen-)Rechten, stillschweigend bestraft. Der Gefangene soll also immer mehr zu seinem eigenen Bullen und Richter werden, aber auch gegenüber den Mitgefangenen die Rolle derer übernehmen, die die Gefangenen einsperren. Was für ein Widerspruch: sich mit seinen Entführern solidarisieren. Daher können die Gefängnisse immer mehr nach der Zuverlässigkeit der Einzelpersonen strukturiert werden, die Braven mit den Braven und die Gefährlichen und Rebellen möglichst allein. Die Verbreitung und Entwicklung von Technologien zur Überwachung, erlaubt immer mehr die Abwesenheit von Schließern, die unter strengster Isolation die einzigen menschlichen Kontakte darstellen. Was für mich nicht bedeutet, sich folglich ihnen anzubiedern, schließlich sind sie es ja, die diese Folter direkt ausüben. Da der offensiv repressive Knast in den westlichen Demokratien nicht aufrechterhalten werden kann, muss die Bestrafung, in Hinsicht auf Schnelligkeit der Brechung der Individuen und deren Unterwerfung, verbessert, am Knast die frische Farbe der Menschlichkeit angebracht werden. Einsperrung ist also nicht nur eine Praxis, sie ist eine Wissenschaft, die ständig durch die Zusammenarbeit von Sozialarbeitern, Therapeuten, Psychiatern, Ingenieuren, Architekten, Bullen, Schließern, etc. entwickelt und perfektioniert wird.

Unterschätzen wir nämlich nicht, inwiefern der Verbrecher gerade durch den Anblick der gerichtlichen und vollziehenden Prozeduren selbst verhindert wird, seine That, die Art seiner Handlung, an sich als verwerflich zu empfinden: denn er sieht genau die gleiche Art von Handlungen im Dienst der Gerechtigkeit verübt und dann gut geheissen, mit gutem Gewissen verübt: also Spionage, Überlistung, Bestechung, Fallenstellen, die ganze kniffliche und durchtriebene Polizisten- und Anklägerkunst, sodann das grundsätzliche, selbst nicht durch den Affekt entschuldigte Berauben, Überwältigen, Beschimpfen, Gefangennehmen, Foltern, Morden, wie es in den verschiedenen Arten der Strafe sich ausprägt, – Alles somit von seinen Richtern keineswegs an sich verworfene und verurtheilte Handlungen, sondern nur in einer gewissen Hinsicht und Nutzanwendung.
– Nietzsche

Die Existenz von Knästen entblößt die gesellschaftliche Illusion von Freiheit…

Um das Wesen der Strafe zu entlarven, müssen wir die Architektur ansehen. Um das Wesen der Gesellschaft zu entlarven, müssen wir ihre Strafen betrachten. Eine Gesellschaft, in der Knäste existieren, in der Menschen von anderen Menschen eingesperrt, gebrochen, entmündigt und unterdrückt werden, offenbart nicht nur ihren freiheitstötenden Charakter, legt nicht nur ihre Unfähigkeit offen sich den Konflikten, die sie produziert zu stellen, sondern entblößt auch ihren armseligen Begriff von Freiheit. In dieser sich selbst einsperrenden Welt, verläuft die Grenze der eigenen Freiheit an der Grenze des anderen. Ein Mensch ist so frei wie er Eigentum sein nennen kann. Die Freiheit ist nichts Fließendes, das mit der Freiheit der anderen wächst und fällt, sondern etwas Starres, Unbewegliches, das man hat. Für das man also nicht zu kämpfen braucht, sondern zu arbeiten, das man verwirkt hat, wenn man entgegen der Konventionen handelt, das verletzt wird, wenn Eigentum beschädigt wird, das einem genommen wurde, wenn man im Knast ist. In dieser Welt ist Freiheit eine Ware.

Die Verteidiger, die Befürworter, die Bauplaner eben dieser Welt, stellen sich Freiheit als nichts anderes vor, die Welt, die sie anstreben und aufzwingen wollen, gründet eben genau auf dieser Illusion und damit einhergehend auch mit dem Willen zu bestrafen; jene zu bestrafen, die sich eine andere Welt vorstellen oder sich nicht eingliedern können. Ein autoritärer Mensch, sieht nur die Möglichkeit von Herrschenden und Unterdrückten. Ein Knast-Architekt ist zweifellos ein autoritärer Mensch, der sich eben in einer getrennten Welt einer bestimmten Aufgabe widmet, die ihm als notwendig zu ihrer Aufrechterhaltung erscheint. Die Frage nach der Existenz der Knäste selbst zu stellen, richtet sich nicht nur gegen ihre Arbeit, sondern gegen ihre Ideen, ihren Wunsch von dieser Welt.

Die bloße Existenz von Gefängnissen und ihren dazugehörigen Strukturen und Ideen, sind schon Beweis dafür, das diese Art der Gesellschaftsordnung Konflikte produziert, und diesen mit der Härte und der Zerstörungskraft jeder Einsperrung begegnen muss, da sie sich ansonsten mit einer Infragestellung der Sinnhaftigkeit ihres eigenen Bestehens konfrontiert sehen würde. Der unmessbar größere Teil der „Verbrechen“ entsteht als Antwort auf die Umstände, Zwänge und Gewalt – auch die institutionalisierte Gewalt – die man täglich erlebt und ist folglich nur zu „lösen“ indem die Umstände, die Zwänge und die Gewalt vernichtet wird, also unser Leben auf ganz anderen Grundlagen selbstbestimmt selbst organisiert wird.

Um zu wissen wer wer ist, muss man schauen wer was macht…

Moderne Knast-Architektur soll jede unkontrollierte Kommunikation unter den Häftlingen und von innen nach außen unterbinden. Dafür werden die Zellen nicht nur so angelegt und die gemeinschaftlichen Momente und Räume so organisiert, dass die größtmögliche Isolierung und Kontrolle innerhalb gewährleistet werden kann, sondern auch von außen abgetrennt. So zeigen die Zellenfenster nicht mehr auf die Straße, sondern in den Innenhof um Kontakt zu verhindern. Auch die Fenster von den Korridoren, die die Gefangenen auf ihren Wegen durchwandern müssen, zeigen nach innen. Durch diese Abtrennung vom Leben außerhalb, verliert man völlig jedes (Zeit-)Gefühl und Sinn für die Existenz von etwas anderem. So wird die Zeit noch vielmehr zu etwas, das ohne den Ausgelieferten geschieht, dem Individuum wird seine Wertlosigkeit schmerzhaft klar gemacht. Man wird nicht nur von jeder Zeit getrennt, sondern auch vom Raum, auch vom sozialen Raum. Man weiß zwar, dass man im Knast ist, auch ungefähr wo, aber jede Orientierung wird ausgemerzt, weil man nichts außer Mauer und vielleicht bewölkten Himmel sehen kann. Diese Mechanismen, ausgelöst durch die Architektur, entmündigen und leugnen den freien Willen jedes Individuums, nicht nur derer, die eingeschlossen sind, sondern jedes Individuums, das potentiell eingesperrt wird, sprich von allen. Sie isolieren und zerbrechen die Einzelnen und bieten im Ausgleich sich selbst als die einzigen Bezugspunkte, an die man sich wenden kann. Die Macht, der Knast und seine Schergen als Freunde? Niemals!

Ein Knast-Architekt entwirft also nicht nur ein Haus. Sondern er entwirft ein Gebäude nach all den Regeln der Kunst der Unterdrückung. Ein Knast-Architekt hat die staatliche Ideologie verinnerlicht, so weit sogar, dass er nicht mehr Wirt sondern Parasit geworden ist, dass er Teil vom Staat, sein Werkzeug, sein Handlanger geworden ist. Er ist nicht mehr fähig, über Freiheit, Selbstbestimmung, Lernen, Solidarität, Würde und Respekt, Verantwortung anders nachzudenken, als in den Begriffen von Einsperrung, Anpassung, Unterwerfung, Schuld und Pflicht, Eigentum und Zwang. So auch die Architekten der Frauen- und Jugend-JVA an der Stadelheimerstraße in Giesing. Diese Wissenschaftler der Einsperrung und Entmenschlichung, die Meister des langsamen Todes mit ihren Gräbern aus Beton, brüsten sich damit, die Innenwände von Gemeinschaftsräumen, Jugendzellen bis zu den Zellen, die als Kinderzimmer dienen, im Trakt der Frauen mit kraftvollen Farben streichen zu lassen, um so „Frische“ in die Räume zu bringen und die Identifikation mit seinem eigenen Knast zu fördern. Diese Architekten aus Giesing (Tegernseerlandstraße 38) mit den Namen Frick, Krüger und Nusser (plan2 Gmbh) haben in ihrer elendigen Existenz bereits 11 Gefängnisse gebaut, auch in Sarajevo. Derzeit werden ihre Pläne von einem Justizpalast in Lyon (Frankreich) und des neuen (Straf-) und Justizzentrums in München am Leonrodplatz umgesetzt. Diese Experten der Unterdrückung schreiben zu ihren Einsperrungsprojekten, dass es ihnen beispielsweise bei der JVA Bremervörde mit ihrem Vertragspartner BAM Deutschland gelungen ist eine positive und freundliche Atmosphäre zu schaffen, so soll doch die totale Fremdbestimmung zumindest in einem „ansehnlichen“ Umfeld vollstreckt werden. Auch über die Fassadengestaltung bei der, von der Hessischen Baumanagement Niederlassung Rhein-Main (hbm) in Auftrag gegebene JVA Frankfurt a. M., scheinen sie sich zu freuen. Bei der JVA Hünfeld, einem Pilotprojekt der Privatisierung, ist ihnen trotz der Größe dieses Betongrabes offensichtlich gelungen die Kosten für die Einschließung zu reduzieren und ökonomischer zumachen, indem sie durch kurze Verbindungswege die Kosten der Überwachung senkten. Weil bei diesem Knast keine Außenmauer möglich war, sollen die Gefangenen sogar in das Vergnügen kommen den Ausblick auf die osthessische Hügellandschaft zu genießen, um dabei bloß nicht zu vergessen in wessen Händen sie sich befinden. Die JVA Hünfeld wird von der Fa. Steep Gmbh (ehemals Serco Gmbh.) aus Bonn betrieben. Auch die JVA Offenburg ist ein teilprivatisierter Knast, der von dem Generalunternehmer Ed. Züblin AG in Auftrag gegeben wurde. Für ihre JVA Dresden nutzten sie eine klösterliche Anlage als Leitbild für den Entwurf, wie passend: Knast und Religion passen ja ohnehin gut zusammen. Den Gefangenen soll hier durch die verwendeten Materialien zur Einkehr in sich gezwungen werden, sie sollen diese Zeit, die ihnen geraubt wird nutzen, sich der Sklavenrolle, die ihnen außerhalb abverlangt wird fügen. Der Entwurf für die JVA Hamburg-Billwerder kommt von dem (Hamburger) Büro HPP und wurde von Müller-Altvatter Generalunternehmung in Auftrag gegeben. Die JVA Saarbrücken entstand durch die Arbeitsgemeinschaft mit den Büros ARUS und Dittmar. Neben Knästen sind die selben Architekten mit ihrem Kontaktarchitekten Arodie Damian Paris-Lyon für den neuen Justizpalast Bourge-en-Bresse in Lyon verantwortlich. Hier wurde das Generalunternehmen GTM* (Batiment Lyon) beauftragt und der Bau soll Ende 2015 abgeschlossen werden. Die Eingangshallen, speziell von Justizgebäuden heißen „Hallen der verlorenen Schritte“; welche Schritte also ein Angeklagter macht ist ja offensichtlich. Die Architektur soll, laut ihnen die Transparenz im Entscheidungsfindungsprozess der Justiz repräsentieren, wohl eher verschleiern, denn dabei sollte allen klar sein, was für eine geschlossene Kaste die Justiz ist und gegen wen sie sich richtet.
Wir sehen diese Architekten wirken mit Leidenschaft, Zynismus, einer gehörigen Portion Kälte gemischt mit der notwendigen wissenschaftlichen Vertiefung von Folter und Einsperrung, wenn sie ihre Knäste entwerfen. Wer so von der Gestaltung von Knästen spricht, muss sich in einsperrenden Verhältnissen, ob nun außerhalb der Mauern oder in einer Zelle wohlfühlen. Damit will ich nicht fordern sie einzusperren, denn eingesperrt sein wünsche ich niemanden und dabei ist es egal, ob es ein Individuum macht oder viele Individuen mit Hilfe von Knast und staatlicher Rechtfertigung.

Da diese Welt nicht ohne die notwendige Zustimmung der Menschen auskommt, der Beteiligung der Mehrheit an all diesen unterdrückerischen Prozessen und Abläufen und vor allem nicht ohne die „Aufopferung“ weniger, die sich besonders geschickt in der Ausübung ihrer Funktion anstellen, also Aufrechterhaltung und Verteidigung der Verhältnisse, müssen wir uns und auch allen anderen mit der Verantwortlichkeit, die jeder von uns trägt, begegnen. Bei einem Knastarchitekten bedeutet das, ihm als Feind jeder Freiheit zu begegnen.

*GTM ist ein Bauunternehmen, dass sich bereits in den 80er Jahren an dem Projekt der „13 000“ Zellen der französischen Regierung beteiligte und seit jeher bei Knästen mitbaut. Auch die Os Cangaceiros, eine Anti-Knast-Gruppe aus Frankreich, sorgten bei ihren Baustellen und Filialen für ordentliche Unordnung. Zum weiterlesen: „Os Cangaceiros – Ein Verbrechen namens Freiheit“, pdf zum download: unruhen.org/buch-os-cangaceiros-ein-verbrechen-namens-freiheit/#more-421

Der-charakter-der…pdf