Bundesanwaltschaft läßt politisch aktiven Kurden verhaften

129b

Pres­se­mit­tei­lung:
Fest­nah­me eines ver­meint­li­chen PKK-?Mit­glieds ist ein fal­sches und fa­ta­les Si­gnal

Es ist ein fa­ta­les Si­gnal, dass die Bun­des­an­walt­schaft (BAW) ein mut­maß­li­ches Mit­glied der Ar­bei­ter­par­tei Kur­dis­tans PKK zu einem Zeit­punkt in der Bun­des­re­pu­blik ver­haf­ten ließ, an dem PKK-?Ein­hei­ten im Mitt­le­ren Osten in der di­rek­ten Aus­ein­an­der­set­zung mit den Ter­ror­ban­den des Is­la­mi­schen Staa­tes IS kämp­fen und zehn­tau­sen­de Flücht­lin­ge ge­ret­tet haben. Der 45-?Jäh­ri­ge Meh­met D. wurde be­reits ver­gan­ge­nen Frei­tag ver­haf­tet. Er sei drin­gend ver­däch­tig, sich unter dem Code­na­men Kahra­man als Mit­glied an der „aus­län­di­schen ter­ro­ris­ti­schen Ver­ei­ni­gung PKK gemäß § 129b be­tei­ligt zu haben“.

Er wurde am 29. Au­gust 2014 dem Er­mitt­lungs­rich­ter des Bun­des­ge­richts­hofs vor­ge­führt, der Un­ter­su­chungs­haft an­ord­ne­te. Meh­met D. soll von Ja­nu­ar bis Som­mer 2013 Ver­ant­wort­li­cher der PKK für die Re­gio­nen Du­is­burg, Köln Bie­le­feld und Dort­mund und da­nach für die Re­gi­on Nord (Bre­men, Ham­burg, Kiel, Ber­lin und Sach­sen) ge­we­sen sein.

Wäh­rend sei­tens Po­li­ti­ke­rIn­nen aller Frak­tio­nen und in Me­di­en, wie u.a. der FAZ, Fron­tal 21, Spie­gel On­line oder der Ta­ges­zei­tung (taz), mit größ­ten­teils ver­nünf­ti­gen Ar­gu­men­ten über eine Auf­he­bung des PKK-?Ver­bots in der Bun­des­re­pu­blik und die Strei­chung der kur­di­schen Or­ga­ni­sa­ti­on von der oh­ne­hin frag­wür­di­gen EU-?Ter­ror­lis­te dis­ku­tiert wird, hält die BAW an alten Feind­bil­dern und un­halt­ba­ren Vor­wür­fen fest. In bis­he­ri­gen Pro­zes­sen nach § 129b gegen ver­meint­li­che Ge­biets­ver­ant­wort­li­che wur­den Vor­wür­fe wie der Trans­port von Grill­wa­gen von einem Ort zum An­de­ren , der Auf­ruf zu De­mons­tra­tio­nen oder die Kon­flikt­lö­sung in­ner­kur­di­scher Strei­tig­kei­ten als Be­wei­se zu Un­guns­ten der An­ge­klag­ten aus­ge­legt. Auch ein Ex­per­ten zu­fol­ge voll­kom­men ab­we­gi­ges Kon­strukt wurde immer wie­der be­müht, um die Be­schul­di­gen zu ver­ur­tei­len: Die un­ab­hän­gi­ge Stadt­gue­ril­la TAK – die im Wes­ten der Tür­kei vor ei­ni­gen Jah­ren An­schlä­ge ver­üb­te – sei eine Un­ter­grup­pe der PKK, heißt es in den bis­he­ri­gen Ur­tei­len. Be­wei­se dafür wur­den in den Ver­fah­ren nicht prä­sen­tiert.
„Die Fest­nah­me des ver­meint­li­chen PKK-?Ver­ant­wort­li­chen Meh­met D. ist zu die­sem Zeit­punkt ein be­son­ders fa­ta­les Si­gnal. Die sy­risch-?kur­di­sche Par­tei der De­mo­kra­ti­schen Ein­heit PYD und die PKK sind die­je­ni­gen Kräf­te, die die Ezi­den und wei­te­re Be­völ­ke­rungs­grup­pen im Nord­irak und Sy­ri­en am ef­fek­tivs­ten vor den Mas­sa­k­ern der Grup­pe Is­la­mi­scher Staat (IS) schüt­zen. An­statt die PKK wei­ter zu kri­mi­na­li­sie­ren, muss so­fort deren Ver­bot in Deutsch­land auf­ge­ho­ben und die PKK von der EU-?Ter­ror­lis­te ge­stri­chen wer­den“, for­dert Ulla Jelp­ke, Mit­glied des Bun­des­tags, DIE LINKE.

„Ich frage mich, was zehn­tau­sen­de Flücht­lin­ge aus Sen­gal den­ken, wenn sie von die­ser Ver­haf­tung er­fah­ren. Men­schen zu ver­haf­ten, die ver­meint­lich der PKK an­ge­hö­ren, die sich den mor­den­den Dschi­ha­dis­ten im Mitt­le­ren Osten er­folg­reich ent­ge­gen­stellt und zehn­tau­sen­den Ezi­dIn­nen und Chris­tIn­nen das Leben ret­tet, wäh­rend die IS in Eu­ro­pa wei­ter offen auf­tre­ten und Mit­läu­fer für ihren men­schen­feind­li­chen Krieg re­kru­tie­ren kann, ist schon be­son­ders zy­nisch,“ kom­men­tiert Mar­tin Dol­zer, So­zio­lo­ge und Men­schen­recht­ler.

„Ein Um­den­ken be­züg­lich der Be­wer­tung der PKK ist jetzt not­wen­dig. Seit Jah­ren ori­en­tiert die Or­ga­ni­sa­ti­on auf Frie­den und eine de­mo­kra­ti­sche Ent­wick­lung des Mitt­le­ren Os­tens. Die Vor­ur­tei­le der BAW sind un­halt­bar, die Fest­nah­me von Meh­met D. ist ab­so­lut kon­tra­pro­duk­tiv. Sämt­li­che gemäß § 129b in­haf­tier­ten Kur­din­nen und Kur­den soll­ten so­fort frei­ge­las­sen, die PKK ent­kri­mi­na­li­siert und von der oh­ne­hin frag­wür­di­gen EU-?Ter­ror­lis­te ge­stri­chen wer­den“, be­tont der Bun­des­tags­ab­ge­ord­ne­te An­d­rej Hunko, DIE LINKE.

Die PKK setzt sich in­ten­siv für die Gleich­be­rech­ti­gung der Frau­en und ein re­spekt­vol­les Zu­sam­men­le­ben aller Men­schen ein. Es wird Zeit die Or­ga­ni­sa­ti­on end­lich als Dia­log­part­ner zu sehen, an­statt als Feind. Das würde auch die In­te­gra­ti­on der kur­di­schen Mi­gran­tIn­nen in die bun­des­deut­sche Ge­sell­schaft er­leich­tern“, skiz­ziert, Ha­mi­de Ak­bay­ir, Stadt­rä­tin in Köln, DIE LINKE.

Pressemitteilung Tatort Kurdistan

Kampagne Tatort Kurdistan