Silvester zum Knast in Berlin – 31. Dezember 2014

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“…solange es eine Unterschicht gibt, bin ich Teil davon. Solange es kriminelle Elemente gibt, bin ich eines davon, und solange auch nur eine Seele im Gefängnis ist, kann ich nicht frei sein.”
Eugene V. Debs

Knäste sind das Resultat einer kranken Gesellschaft, welche zu feige ist sich mit ihren Problemen auseinander zu setzen. Wer sich den fremdbestimmten Regeln widersetzt, sich normfremd verhält oder manchmal einfach nur um Überleben kämpft hat in der Reproduktionsmaschinerie von Staat und Politik schlechte Karten. Kriminalisierung und schließlich das Wegsperren sind die vermeintlich leichtesten Mittel der Wahrheit aus dem Weg zu gehen und sich einer grundlegenden Konfrontation zu entziehen.

Einmal die Augen auf blind gestellt ergeben sich im Apparat des ständigen Verwertungszwangs gleich viele neue Möglichkeiten. Die Knastindustrie ist stetig wachsend und abhängig von vielen Verurteilungen mit Haftstrafe. Unternehmen spezialisieren sich auf den Bau und die Versorgung ausschließlich von Gefängnissen. Hierbei wird mit „humanen“ Haftbedingungen geworben, welche eher einer hohen Produktionskraft der Gefangenen zu verdanken sind, betrachtet mensch die Verhältnisse in innerstädtischen Anstalten wie Moabit oder Tegel. Isolationshaft als Folter und das Abbrechen von Besuchsterminen stehen hier an der Tagesordnung.

Selbst wenn nicht gleich ein Vergehen als Grund für eine Strafe vorhalten muss und Menschen trotzdem unangenehm im kapitalistischen Getriebe auffallen, findet der Staat Mittel und Wege sich dieser zu entbehren. Einmal auf Drogen gesetzt und zwangseingewiesen in psychiatrischen Einrichtungen fällt es oft schwer sich dem Prozess schließlich wieder zu entziehen. Ist mensch erstmals seiner selbst entmächtigt, ist er sozusagen hilflos der Entscheidungsgewalt anderer (Arzt, Pfleger, Richter) ausgeliefert.

Das Knastsystem hast viele Gesichter. Menschen werden auf unterschiedlichste Arten der Freiheit beraubt. Die neu entstehenden Container-Lager am Berliner Stadtrand sind unmenschlich und als temporäre Lösung von außen verwaltet keine Alternative, geschweige denn eine Notlösung. Auch die Residenzpflicht als Einschränkung der Bewegungsfreiheit gehört sofort abschafft.

Auch der Kampf gegen das herrschende System kann vielseitig sein. Und nur mit gegenseitiger Unterstützung kann dieser geführt werden. An Silvester drücken wir unsere Solidarität mit den Inhaftierten aus und teilen einen Augenblick der Gemeinsamkeit. Wir machen deutlich, dass es Menschen gibt, die gegen das kämpfen was für Gefangene zum Alltag zählt. Unterdrückung, Isolation und Zwangsarbeit.

Daher gehen wir abends um 22:45 vom U-Turmstraße zur JVA Moabit.

Bereits um 15:00 Uhr gehen wir gemeinsam vom S-Bornholmer Straße zur JVA für Frauen nach Pankow.

—> silvesterzumknast.nostate.net