Hallo,
diese Ausgabe erscheint spät, dünn und lieblos gestaltet. Aber sie erscheint! Optimist_innen und Pessimist_innen streiten sich ja seit jeher, ob die Zeitung halb voll oder halb leer ist. Wir wissen es auch nicht.
Nachdem wir in der letzten Ausgabe veröffentlicht hatten, dass es im Redaktionskollektiv Zweifel am Sinn des Projektes gibt, haben wir sowohl einigen politischen wie emotionalen Zuspruch bekommen und auch Spenden. Danke dafür!!! Die Mühe, die sich Einzelne und Gruppen gemacht haben, uns zu erklären, warum das Blättchen für sie wichtig ist, hat uns beeindruckt. Eine linksradikale, anarchistische Zeitung, die über den identitären Tellerrand hinausblickt erübrigt sich nicht, wenn die Verhältnisse einen Kampf um Veränderungen erfordern.
Diese Nummer 22 schweigt zu Vielem. Und wir haben leider diesmal kaum Kraft, Texte zu organisieren, zu erfragen und zu suchen. Wir sehen das zur Zeit als Ansporn, dafür zu sorgen, dass die Nummer 23 wieder anders aussieht und wir dann auch unsere Probleme und Zweifel klarer benennen können. Das ist nicht so ganz einfach, denn viel von unserer Krisenstimmung und Verunsicherung spiegelt die allgemeine Perspektivlosigkeit und das Zerfallen der „Autonomen Bewegung“ wider. Wir können also immer noch nicht sagen, wie sich die Zukunft des Autonomen Blättchens gestaltet, aber wir arbeiten daran, reden mit Genoss_innen und versuchen das Projekt wieder auf die Beine zu hieven. Wir versprechen nichts, aber versuchen einiges. Ihr wisst ja, dass wir dafür eure Geldspenden brauchen, euren Zuspruch, eure Texte, eure Kritik, eure politische Praxis.
Jeden Tag, fast stündlich erreichen uns Meldungen, dass Flüchtlinge und ihre Unterkünfte angegriffen werden. Stündlich kommen Nachrichten darüber, dass Menschen im Mittelmeer ersoffen sind. Was muss noch passieren, bis wir einen klugen Aufruf zugeschickt bekommen, einzugreifen, die Verhältnisse umzustürzen? Wie lange dauert es noch, bis wir mehr Schreiben dokumentieren können, in denen von Angriffen auf politisch Verantwortliche und auf Nazis berichtet wird, bis Leute ihre Initiativen vorstellen, ihre Kampagnen diskutierbar machen – bis es endlich einen Ruck gibt, die Verhältnisse nicht mehr hinnehmen zu wollen, weil sie nicht mehr auszuhalten sind?
Eine sehr massive Welle rassistischer Angriffe ergießt sich über die BRD. Pogromstimmung in vielen Orten. Es läuft eine faschistische Offensive, der wir zur Zeit nicht die nötigen Antworten entgegensetzen können. Gibt es doch welche? Schickt sie uns!
Manche von uns machen jetzt hilflos das, was vor 20 Jahren als Aufgabe von Wohltätigkeitsorganisationen gesehen wurde: Decken an Geflüchtete spenden und Zelte fürs Rote Kreuz aufstellen. Es ist zum Kotzen. Damit zu diesem wichtigen Thema nicht nichts im Blättchen ist, haben wir einen Aufruf aus dem Internet kopiert.
Auch zu den Vorgängen rund um die rassistischen Folterknechte in der Bundespolizeiwache und der Herschelwache in Hannover haben wir leider nichts geschickt bekommen und deshalb nur einen geklauten Artikel aus der HAZ im Heft. Da gab es doch eigentlich auch einige linksradikale Reaktionen, Positionen und Demos sowie ein Angriff auf die Wache im Bahnhof. Warum schickt uns niemand was?
Bis bald, euer Autonomes Blättchen
PS: Das Blättchen sei das Beste was Hannover seit den Chaostagen hervorgebracht habe, schrieb uns eine anonyme Gruppe. Wir freuen uns über derartige Schmeichelei, Doch leider waren die Chaostage zwar ein Höhepunkt der Punkbewegung, gleichzeitig läuteten sie aber auch deren Ende ein. Als jedoch das Blättchen entstand, war die „autonome Bewegung“ schon weit entfernt von jeglichen Höhepunkten, was es nicht gerade leichter macht, eine perspektivische Kontinuität zu entwickeln – schließlich wird das Projekt nicht von einer Bewegung getragen. Trotzdem danke für alle Komplimente.
https://autonomesblaettchen.noblogs.org
Inhalt:
04: Re:organisiert die Antifaschistische Aktion
05: Doku: [HH] angriffe auf neonazis
06: Massive Verschärfungen des Aufenthaltsrechts – worum es uns doch eigentlich geht
07: Doku: bekennung zum sachschaden beim innensenat in bremen.
08: Polizist: „Die Gewalt hat System“
09: Wasserschaden beim BND
10: Nordkurdistan/Türkei – Bilanz über einen Monat kriegerische Auseinandersetzungen
10: Solidarität mit Rojava: Besetzung der SPD-Zentrale in München
11: Interview mit Muzaffer Ayata (KCK) „Wir betreiben keine Politik, die einseitig im Interesse einer Nation steht“
16: Mehmet D. als „hochrangiger Kader der PKK“ zu drei Jahren Haft verurteilt!
17: „XWEDÎ DERKEVE!“ – „STEHE ZU!“ Kampagne der kurdischen Jugendbewegung
21: Doku: [H] Türkisches Konsulat angegriffen
22: Kohlegrube steht still Bericht von Ende Gelände
23: Hambacher Forst: Um jeden Meter kämpfen!
24: Ein Tag in Frankfurt – Blockupy und 18M
25: Thesenpapier des Blockupy-Koordinierungskreises – Ungehorsam, Bündnis, Straße
27: [Blockupy] Eine Antwort auf den KoKreis-Text
31: Prozess wegen BLOCKUPY: Federico Annibale mit Bewährungsstrafe entlassen
32: Doku: Glas Steine Scherben: Textilindustrie in Bremen angegriffen
35: Uns stinkt eure Ignoranz! S+E aufwerten JETZT!